Ungefähr vor 20 Jahren habe ich meinen Zivildienst gemacht. Ja, ich gehöre zu der Generation Y (Millennials!), in der „Mann“ nach der Schule, verpflichtet war, Wehrdienst oder Zivildienst zu absolvieren. Für die es nicht (mehr) wissen, Zivildienst ist vergleichbar mit dem FSJ (Freiwilliges Soziales Jahr). Es war eine sehr lehrreiche Zeit, die ich nicht missen möchte. Die Möglichkeit andere Menschen zu unterstützen, die wirklich auf Hilfe angewiesen waren, hat mich unfassbar
geerdet und mich als Mensch reifen lassen. Es ist sehr schade, das es abgeschafft wurde und dadurch den jungen Erwachsenen eine Möglichkeit genommen wurde, eine wertvolle Erfahrung zu machen.
Warum erzählt der Millenial das alles? Von meinem ersten Zivi- Gehalt habe ich mir meine erste digitale Kamera gekauft. Eine Kamera mit einer Auflösung von 3,2 Mega Pixel und eine Speicherkarte von 256 MB, das alles hat mich mehr als 350 Euro gekostet. Von der Größe hat sie gemütlich in meine Jackentasche gepasst. Heutzutage hat jede Handy Kamera, eine bessere Auflösung und Qualität. Aber am Anfang dieses Jahrtausends war diese Kamera etwas sehr besonders. In den nächsten 2-3 Jahren hatte ich sie immer bei mir und habe alles, um mich herum fotografiert. Heute habe ich eine Kamera mit 21 Mega Pixel und das ist nur das untere Mittelfeld, von dem was der Markt heute bietet. Mit meiner ersten digitalen Kamera bin ich stundenlang herumgelaufen und habe mich wie ein Entdecker gefühlt. Meine Kamera war mein Raumschiff Enterprise, mit dem ich „viele Lichtjahre von der Erde entfernt unterwegs“ war, „um fremde Welten zu entdecken“. Dieses Interesse die Welt über die Kamera zu entdecken besteht bis heute. Meine liebe Kamera musste einiges einstecken, einmal lag sie eine komplette verregnete Nacht im hohen Gras, ein anderes Mal ist sie mir aus zwei Metern auf den Stein Boden geknallt. Kein Problem für die Kamera, sie hat weiterhin treu ihren Dienst getan. Sie funktioniert bis heute, auch wenn ich irgendwann untreu wurde und mir eine digitale Spiegelreflex Kamera gekauft habe.
Als Künstler bedanke ich mich bei meiner ersten digitalen Kamera, für diese tiefen und lehrreichen Lektionen. Sie war mir ein Mentor und ich habe sehr viel gelernt über Komposition, Perspektive und das genaue Hinschauen. Diese Zeit hat mich bis heute geprägt. Ohne meinen Zivildienst hätte ich mir nicht diese Kamera, zu dieser Zeit, leisten können. Als „Zivi“ habe ich auch gelernt „genauer“ auf das Leben zuschauen und meine Wahrnehmung zu erweitern. Aus der eigenen Perspektive scheint alles so einfach und richtig, aber die Welt hat unendlich mehr zu bieten. Als Künstler und Mensch hat mich diese Epoche in Demut geprägt und war für mich eine Zeitenwende.
Die Serie habe ich mit meiner damaligen digitalen Kamera (3,2 Mega Pixel) aufgenommen und mit meinen heutigen technischen Mitteln und Know- How in der Postproduktion bearbeitet. Es vereint damit für mich, die Vergangenheit mit der Gegenwart meiner künstlerischen Arbeit.